Mal wieder ein Buch zum Thema Impfen – über 200 Seiten. Das Cover lässt eine eindeutige Pro-Haltung vermuten. Da befürchtete ich zunächst eine nicht gerade differenzierte Betrachtung. Also ran und erst mal den Autor recherchieren: Dr. Stephan Nolte ist ein erfahrener Kinderarzt mit vielseitigen Ausbildungen. Stöbert man ein wenig auf seiner Homepage, findet man auch bald seine Frau, die sich intensiv mit der Homöopathie befasst hat. Ich denke, diese Melange aus schulmedizinischer Ausbildung, Zusatzausbildungen und sicherlich vielen Diskussionen hat dieses Buch hervorgebracht. Nun bin ich neugierig genug für ein intensives Buchstudium und beginne wie immer bei der Literaturrecherche. Respekt, hier ist viel Arbeit gelaufen! Schade dass man beim Layout der Publikation eher auf ein Klischeebild zurückgegriffen hat: Ein Titel ohne Baby hätte eine größere Ernsthaftigkeit abgebildet. Gefallen hat mir aber sehr die kommentierte Bibliografie. Das habe ich so noch nirgends gefunden. Mich würde die Meinung des Autors auch zu noch anderen Büchern sehr interessieren.
Das Buch selbst ist gut strukturiert, der Aufbau logisch und man findet schnell die gesuchten Informationen. Auch wenn klar wird, dass der Autor dem Impfen grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber steht, so ist es professionell, wie ohne Polemik kritische Anmerkungen möglich sind. Er befasst sich schon (wenn auch nicht intensiv, hierzu gibt es weit tiefergehende Literatur) mit den Verstrickungen der Firmen und des Geldes hinter den medizinischen Maßnahmen. Er geht auf die riesigen Schwierigkeiten der Impfschadensanerkennung ein und auch darauf, wie schwer es Eltern haben, in ihrer Entscheidung gestützt zu werden. Oft genug werden sie mangels Zeit einfach weggeschickt, nicht behandelt oder massiv unter Druck gesetzt, wenn sie Impfungen fragend oder kritisch gegenüber stehen.
Ein gut lesbares und angenehm unaufgeregtes Buch ist das. Man kann sich trefflich streiten über die Inhalte, jedoch wird sich nur etwas im Kontext der Impfproblematik ändern, wenn wir genau so mit dem Thema und miteinander umgehen und sprechen.
Rezensionen haben immer eine subjektive Färbung, klar. Um genau diese aber ebenso wenig durchkommen zu lassen wie es der Autor versucht hat, verzichte ich auf Details zu den einzelnen Impfungen und empfehle den neugierig Gewordenen unter uns, das Buch selbst zu lesen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist völlig in Ordnung.
(DHZ 11/2016)