Teil 1 von Lina Winterbergs Hebammen-Saga spielt vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs. Er erzählt die Geschichte von drei jungen Frauen unterschiedlichster Herkunft, die an der für damalige Zeiten revolutionär modernen Neuköllner Klinik in der Hebammenausbildung eine Lebensperspektive suchen. Die historischen Umstände – der Schrecken des Krieges, die Armut und Verzweiflung der Bevölkerung, die politischen Umbrüche am Ende des Kaiserreiches – sind der detailreiche Hintergrund, auf dem Winterberg ihre Figuren leben und sich entwickeln lässt. Die Hebammenarbeit und die schwierige medizinische Versorgung dieser Zeit werden in ihrem Roman lebendig. Die unterschiedlichen Charaktere der Protagonistinnen bieten viel Raum für Verwicklungen und Nebenhandlungen, die aber immer wieder im Klinikalltag der Hebammenausbildung zusammenkommen. Lina Winterberg schreibt routiniert und spannend, wenngleich manche Verhaltens- und Redeweisen für die Handlung in den 1910er Jahren seltsam deplatziert wirken.

Ihr Buch gibt interessante Einblicke und zeigt eindringlich, unter welch schwierigen Umständen sich vor mehr als hundert Jahren eine systematische Ausbildung für Hebammen entwickelte.

DHZ 7/2020